Carlos: Lesen und Schreiben lernen – ankommen und Verbundenheit spüren
Er fühlt sich jetzt weniger einsam.
Bis vor fünf Jahren lebte Carlos in Portugal. Eines Abends sucht er bei Facebook nach seiner Jugendliebe – einfach so. Er findet sie und sieht, dass sie seit über 30 Jahren in Deutschland lebt. Die beiden schreiben sich. Sie verlieben sich neu und heiraten. Carlos packt seine Sachen und zieht zu seiner Frau.
Seine Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben erschweren ihm das Ankommen
Eigentlich ist Carlos glücklich in Deutschland. Aber er lernt nur schwer neue Menschen kennen. Carlos sagt: „In Deutschland muss man gut lesen und schreiben können, um Anschluss zu finden.“ Er interessiert sich für Geschichte und Politik. In Deutschland möchte ihm aber niemand erklären, wie Politik und Kultur funktionieren. „Dafür haben die Menschen hier keine Zeit, weil sie so viel arbeiten“, sagt Carlos. Carlos arbeitet nicht mehr. Er bekommt eine Rente aus Portugal.
Der offene Lerntreff: Weiterbildung und neue Kontakte
Carlos versteht: Die Menschen in Deutschland erwarten, dass er selbst nachlesen kann, was gerade los ist. Erst dann möchten sie ausgiebig mit ihm reden. Deshalb geht Carlos zum offenen Lerntreff an der Volkshochschule. Hier lernt er nicht nur lesen und schreiben auf Deutsch. Er sieht auch, dass es vielen Erwachsenen so geht wie ihm. Auch welchen, die in Deutschland geboren sind. Und solchen, die erst später nach Deutschland kamen. Mit seiner Dozentin und den anderen Menschen im Kurs versteht er sich gut. Er betont: „Seit ich in den offenen Lerntreff gehe, fühle ich mich viel weniger einsam.“
Fortschritte beim Lesen und Schreiben
Auch beim Lesen und Schreiben kommt er voran. Er liest nun jeden Tag ein bisschen in der Zeitung. Auf seinem Nachttisch liegt das Buch „Moby Dick“ auf Deutsch. Vor allem aber traut sich Carlos nun mehr, mit Deutschen zu sprechen. Er hat weniger Angst, dass sie ihn für dumm halten. Carlos hofft, dass er mit ihnen bald ausgelassen über Politik und Geschichte diskutieren kann.