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Tina F.

Sie macht anderen Mut für sich selbst zu lernen.

Tina F. wird bald 60 und Lesen und Schreiben war für sie ein Leben lang schwierig. Heute lernt sie beides und hat eine Energie und Motivation wie noch nie: „Ich habe gerade ein sehr gutes Gefühl“, sagt sie.

Das war nicht immer so. Als Kleinkinder in Westberlin wohnten sie und ihr Zwillingsbruder in einem Heim, die Mutter war zu überfordert, um sich um die beiden Frühgeburten zu kümmern. Erst mit 12 hat Tina die Mutter wirklich kennengelernt. Einen richtigen Vater hatte sie nie.

Tina war zum ersten Mal auf sich allein gestellt

Mit Ende 20 geht Tinas Ehemann fremd und sie lässt sich von ihm scheiden. „Das war nicht einfach“, sagt Tina. „Ich musste Sozialhilfe beantragen aber meine Mutter hat mir dabei geholfen. Sie sagte mir das Geld muss für drei Sachen reichen: Miete zum Wohnen, Kohle zum Heizen und Einkaufen zum Essen. Was danach am Monatsende übrig ist, damit kann ich machen was ich will. War ein guter Rat und so gehe ich eigentlich bis heute mit Geld um.“

„Früher, da kam ich mir immer wie ein Mensch zweiter Klasse vor. Aber jetzt nicht mehr.“

Nur einige enge Freundinnen und Freunde wussten, dass Tina nicht lesen konnte. Auf dem Berliner Arbeitsamt reagierten die wechselnden Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen immer gleich: „Mensch, na wieso können Sie das nicht? Sie gingen doch zur Schule! Wat soll das?“ „Das war jedes Mal wie ein Stich ins Herz. Aber das verstehen sie nicht“, sagt Tina.

Eines Tages hält Tina den Flyer vom Berliner Verein Lesen und Schreiben e.V. in der Hand und eine Freundin ermutigte sie, dort anzurufen. Der Verein bietet Unterricht in Gruppen an. Seit Tina Hilfe gesucht hat und sich regelmäßig mit anderen mit Lese- und Rechtschreibprobleme im Unterricht trifft hat sie viel Lebensmut gefunden. Sie ist regelmäßig im ALFA-Mobil unterwegs, ein Beratungsangebot auf Rädern, das über Hilfsangebote informiert. „Das tut so gut“, sagt Tina. „Früher, da kam ich mir immer wie ein Mensch zweiter Klasse vor. Aber jetzt nicht mehr.“

„Wenn du es für dich machst, dann schaffst du es auch.“

Im Herbst 2023 nahm Tina an der ZDF-Dokumentation Buchstäblich leben teil. Das Fernsehteam folgte Menschen wie Tina, wie sie versuchen Lesen und Schreiben zu lernen. Sie bekam die Aufgabe, sich bei Instagram zu registrieren und ein Konto zu öffnen. „Und da hat mich ein Mädchen, 16 Jahre alt, angeschrieben und um Rat gebeten und gesagt wie mutig das ist, was ich mache.“  In der Nachricht an Tina schrieb das Mädchen, dass sie auch funktionale Analphabetin sei. Auch sie hat Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben.

Tina antwortete ihr: „Mädchen, du glaubst du machst Sachen für andere oder willst es lernen damit andere es von dir erwarten. Deine Lehrer oder deine Eltern oder sonst wer. Aber nein, das ist es nicht. Du musst es für dich machen. Für dich! Darum geht es. Wenn du es für dich machst, dann schaffst du es auch.“

ALFA-Telefon

Viele Menschen haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Keiner braucht sich dafür zu schämen. Das ALFA-Telefon hilft. Das ist kostenlos. Man braucht seinen Namen nicht zu nennen.

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