Informationen für Gesundheitspersonal
Lese- und Schreibschwierigkeiten erkennen und ansprechen
Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten versuchen Situationen, in denen sie lesen und schreiben müssen, zu vermeiden oder anders zu lösen. Das macht es für Außenstehende häufig schwer, zu erkennen, ob jemand nicht ausreichend lesen oder schreiben kann. Auch in der Arztpraxis gibt es verschiedenen Anzeichen dafür, dass Patientinnen oder Patienten möglicherweise Probleme damit haben:
Schriftliche Informationen werden schwer verstanden
Ihre Patientin oder Ihr Patient erscheint zu spät zum Termin oder gar nicht? Sie oder er nimmt Medikamente nicht richtig ein oder folgt dem ärztlichen Rat nicht ausreichend? Dann kann es sein, dass sie oder er Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hat.
Lesen und Schreiben wird vermieden
Die Patientinnen oder Patienten ziehen es vor, Formulare zu Hause auszufüllen oder zu lesen. Oder sie führen einen Vorwand an, um dem Lesen und Schreiben aus dem Weg zu gehen (z. B. Brille vergessen, Schmerzen an Händen oder Armen, Schrift nicht gut lesbar).
Wörter werden geschrieben, wie sie gehört werden
Die Patientinnen und Patienten weisen eine hohe Fehlerquote in selbstverfassten, auch kurzen Texten auf. Sie zeigen eine Neigung, nach Gehör zu schreiben. Ihre Schrift ist unsicher oder sogar krakelig – wie die von Kindern in den ersten Schuljahren.
Wie spreche ich die Patientin oder den Patienten richtig an?
Für ein gelungenes Gespräch gibt es kein Patentrezept – denn jeder oder jede fühlt oder reagiert anders. Hier finden Sie ein paar Tipps, wie Sie das Gespräch mit Ihren Patientinnen und Patienten vorbereiten und angehen können:
Gesprächsbereitschaft zeigen
Unerwartet auf die eigenen Lese- und Schreibprobleme angesprochen zu werden, kann stark verunsichern. Deshalb ist es möglich, dass das Gespräch nicht so gut verläuft, wie erhofft, und die betroffene Person ihre Schwierigkeiten abstreitet. Bleiben Sie verständnisvoll und bieten Sie Ihre Unterstützung an – auch zu einem späteren Zeitpunkt.
Zeit nehmen
Nicht gut lesen und schreiben können – das kann ein Geheimnis sein, das Menschen über Jahre oder sogar Jahrzehnte mit sich herumtragen. Vielleicht sind Sie die erste Person, der sich Ihre Patientin oder Ihr Patient anvertraut. Nehmen Sie sich Zeit und planen Sie ein entsprechendes Zeitfenster für den Termin ein.
Aufklären
Wer Lese- und Schreibprobleme hat, fühlt sich in einer Welt voller Texte oft isoliert. Dabei sind in Deutschland 6,2 Millionen Erwachsene betroffen. Versichern Sie der Patientin oder dem Patienten: Sie sind nicht allein! Wichtig ist auch, auf die vielfältigen Ursachen für Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben hinzuweisen – zum Beispiel schlechte Schulerfahrungen oder Probleme im Elternhaus.
Mut machen
Im Erwachsenenalter Neues zu lernen, erfordert viel Durchhaltevermögen. Möglich ist es aber allemal! Vermitteln Sie, dass es sich lohnt: Machen Sie an konkreten Beispielen fest, wie eine bessere Lese- und Schreibfähigkeit die eigene Gesundheit positiv beeinflussen kann.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie auch auf unserer Seite „Ich will helfen".